Sonntag, 13. Dezember 2009

Anmerkung zur Subjektivität der Moral 01

Anmerkungen zur moralischen Subjektivität

Alle Moral ist subjektiv, selbstverständlich auch Dogmen, gleichgültig mit wieviel Weihrauch und von welch hoher Kathedra, sie verkündet wurden, alle Moral ist subjektiv, da kein Mensch vollkommen, da alles menschliche Wissen, alle Aussagen zur Moral immer nur Näherungen darstellen.

Es mag eingewendet werden: ist denn ein Kindermörder nicht immer und überall auf der Welt schuldig? Offensichtlich nicht, denn täglich kommen Kinder um, weil den Menschen bisher nicht gelungen, den Kindern dieser Welt genügend zu essen zu geben, obwohl bei uns nicht hunderte, sondern viele tausende Tonnen Nahrungsmittel täglich weggeworfen werden. Das betrübt ohne Zweifel viele Menschen, schlaflose Nächte haben die meisten jedoch nicht, demonstriert wird deswegen nur selten, eine Revolution anzuzetteln kommt sowieso nicht in Frage, da die Teilnehmer, die Planer vom Staatsschutz schnell identifiziert würden und ziemlich sicher ins Gefängnis gingen, auch wenn sie das hehre Ziel hätten durch eine Revolution weltweit allen oder zumindest vielen Kindern dieser Welt ausreichend zu essen zu geben.

Nehmen wir nun an, im Dorf x, mit fünftausend Einwohnern wären 10 Kinder entführt worden, nach drei Monaten intensiven Suchens, verzweifelter Appelle der Eltern unter Strömen von Tränen, deren Bilder gewinnträchtig um die Erde gejagt werden, findet man sie wieder, alle verhungert und verdurstet: ein Bild des Schreckens, des reinen Grauens, deren Bilder noch schneller um die Erde jagen, noch gewinnträchtiger: der Fotograf, dem die exklusiven Fotos gelangen, hat ausgesorgt! Dieses Dorf x befinde sich nördlich von Gibraltar und westlich der Weichsel, vielleicht im Harz: ein Aufschrei, die Weltpresse würde ihren nimmermüden Focus auf jene kleine Erhebung im Herzen Deutschlands richten, recherchieren, was zu recherchieren, Mythen eingeschlossen.

Wo liegt der Unterschied? Deutschland gilt als "entwickelt", als "dazugehörig" zum Club der Reichen und da ist das ein Verbrechen, dem höchste Aufmerksamkeit gebührt, wenn in Darfur Kinder verhungern, so ist das auch falsch, moralisch verwerflich aber nicht so verwerflich, dass es ausser wenigen, näher interessiert, schon gar nicht im Detail.

Wir Menschen haben noch nicht gelernt, jeden Mitmenschen als "gleichwertig" zu betrachten, Human Rights Watch und Amnesty International versuchen das zu ändern, sind aber im Vergleich zur schweigenden Mehrheit eine kleine Minderheit.

Wir lassen weltweit den Tod von vielen Kindern zu, 2004 täglich den Tod von 30 000,
ich wiederhole: 30 000
infolge von Hunger, Austrocknung, vermeidbarer Krankheiten.

http://www.unicef.de/index.php?id=1171

Wenn ich also behaupte, alle Moral ist subjektiv, alle Moral versucht auch immer, den Eigeninteressen zu dienen, hübsch versteckt, so habe ich hier ein monströses Beispiel gebracht, heute, am dritten Advent 2009!