Dienstag, 29. November 2016

Hölderlin und die Unsterblichkeit!

"Da steh ich auf dem Hügel, und schau umher,
Wie alles auflebt, alles empor sich dehnt,
Und Hain und Flur, und Tal, und Hügel
Jauchzet im herrlichen Morgenstrahle.
...
Jetzt jauchzt die Erde, feiert im Perlenschmuck
Den Sieg des Tages über das Graun der Nacht –
...
O ihr seid schön, ihr herrliche Schöpfungen!
Geschmückt mit Perlen blitzet das Blumenfeld;
Doch schöner ist des Menschen Seele,
Wenn sie von euch sich zu Gott erhebet.
...
Und meine Seele – wo ist dein Stachel, Tod? 

O beugt euch, Felsen! neiget euch ehrfurchtsvoll,
Ihr stolze Eichen! – hörts und beugt euch!
Ewig ist, ewig des Menschen Seele.

...
O du Entzücken meiner Unsterblichkeit!
... du stärkest mich!
Daß ich nicht sinke, in dem Graun der
Großen Vernichtungen nicht versinke.

... fühle dich ganz, o Mensch!
Da wirst du jauchzen: Wo ist dein Stachel, Tod?
Dann ewig ist sie – tönt es nach, ihr
Harfen des Himmels, des Menschen Seele.

O Seele! jetzt schon bist du so wundervoll!
Wer denkt dich aus? daß, wann du zu Gott dich nahst,
Erhabne, mir im Auge blinket
Deine Erhabenheit...

Und weg ihr Zweifel! quälendes Seelengift!
Hinweg! der Seele Jubel ist Ewigkeit! –
Und ist ers nicht, so mag noch heute
Tod und Verderben des Lebens große

Gesetze niedertrümmern, so mag der Sohn
In seinem Elend Vater und Mutterherz
Durchbohren, ...
 
... so mag das Mitleid
Zu Tigern fliehn, zu Schlangen Gerechtigkeit,
...
Doch nein! der Seele Jubel ist Ewigkeit!
Jehova sprachs! ihr Jubel ist Ewigkeit!
Sein Wort ist ewig, wie sein Name,
Ewig ist, ewig des Menschen Seele.

So singt ihn nach, ihr Menschengeschlechte! nach,
Myriaden Seelen singet den Jubel nach –
Ich glaube meinem Gott, und schau in
Himmelsentzückungen meine Größe."

Friedrich Hölderlin, "Die Unsterblichkeit der Seele"


Gott existiert nicht! 

und der Zweifel quält, das Seelengift, zertrümmern Tod und Verderben, durchbohrt der Sohn Vater und Mutterherz, flieht Mitleid zu Tigern, zu Schlangen die Gerechtigkeit!

In der Ewigkeit des Seins aber 

wird Gott verwirklicht werden!

Gerhard Stenkamp