Freitag, 6. Januar 2017

Auf nach Jerusalem! (Hatte Jesus das Borderline-Syndrom, Teil 3)

Jesus wird über Jahre stark unter inneren Spannungen gelitten haben, denn er war, soweit wir wissen, nicht verheiratet. Der verheiratete Mann verfügte über seine Ehepartnerin, hatte darüberhinaus die meisten Zeiten Zugang zu einigen Frauen, die sich gegen Geldleistungen um sein Sexualdrängen kümmern konnten. Masturbation wird verpönt gewesen sein, sicher aber auch als zusätzliche, gelegentliche Möglichkeit bestanden haben.

Jesus aber standen diese Mittel und Wege nicht offen: auch wenn er einige Male Hand zur Erregungsabfuhr an sich gelegt haben mag, einige Male gegangen sein mag zu Damen, die Erleichterung und Freude zu vermitteln versprachen, es werden Ausnahmen gewesen sein.

Die daraus resultierende quälende innere Anspannung ist gut vorstellbar: Zum einen das starke innere Bedürfnis, den Spannungszustand zu beenden, zum anderen das Verbot, sich herzugeben, der Unwille, sich zu verheiraten, um das Dilemma und den inneren Druck zu beseitigen. 

Erleichterung findet Jesus schließlich in der Radikalentscheidung und verbietet sich kategorisch jede Sexualität, andernfalls er sich die Hand abhacke, die ihn zu derart "Bösem" verführt und empfindet  mit dem radikalen Entschluss zunächst große Erleichterung, denn die Brücken zurück in die Sünde sind abgebrochen: Es steht allein der Weg der Keuschheit, der Weg der Reinheit und Schönheit, der Nähe zu Gott offen! Aber ein solcher Mensch steht unter Anspannung, unter Daueranspannung, auch wenn er es zunächst kaum bemerkt!

Die Daueranspannung führt zu einer höchsten Form der Gereiztheit, zu einer Ansammlung von Energie, die einem Vulkan gleichend, einem lange zurückgehaltenen Orgasmus, sich früher oder später Raum schafft:

"Als Jesus in das Gebiet von Cäsarea Philippi kam, fragte er seine Jünger: Für wen halten die Leute den Menschensohn? Sie sagten: Die einen für Johannes den Täufer, andere für Elija, wieder andere für Jeremia oder sonst einen Propheten. Da sagte er zu ihnen: Ihr aber, für wen haltet ihr mich?
Simon Petrus antwortete: Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes! Jesus sagte zu ihm: Selig bist du, Simon Barjona; denn nicht Fleisch und Blut haben dir das offenbart, sondern mein Vater im Himmel."
 
Jesus hatte sich die Sexualität versagt und  wird mehr als reich belohnt, denn er ist zum Gott geworden, das höchste Ziel, das ein Mensch zu allen Zeiten erreichen konnte und kann: Gott sein, eins mit Gott-Vater, ihm gleichgestellt, wenn auch noch zaghaft, sprecht bitte nicht offen darüber, aber richtig, ich bin nicht allein Mensch, ich bin auch Gott und könnte hinauffliegen zu den höchsten Bergen, sofern ich es wollte!
 
Der Sohn Gottes aber hat zunächst zu seinem Vater zu gehen und Gott, der Vater, hat seine irdische Heimstatt in Jerusalem, darum, Brüder und Schwestern im Glauben, Herde der Gläubigen, auf nach Jerusalem!
 
Die Erleichterung beim Borderline eines starken Spannungszustandes ist immer nur kurzzeitig, nach dem inneren Jubel des endlich Sich-Selbst-Verstehens, warum sich das eigene Menschsein so eigenartig, so sehr anders anfühlte als offensichtlich bei den meisten der jugendlichen Zeitgenossen, die das Leben viel unbeschwerter und genüßlicher zu leben verstanden, ist für Jesus die Freude über sein Gottsein von kurzer Dauer, denn eine neue innere Anspannung hat sich aufgebaut!
 
"Von da an begann Jesus, seinen Jüngern zu erklären, er müsse nach Jerusalem gehen und von den Ältesten, den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten vieles erleiden; er werde getötet werden, aber am dritten Tag werde er auferstehen." so heißt es in Vers 21 des 16. Kapitels im Matthäusevangelium und Petrus, den er doch soeben noch seinen "Fels" genannt, auf dem die ganze Kirche ruhen solle, dem er zugestand, in direktem Kontakt mit seinem Vater, mit Gott, zu stehen bezüglich seiner eigenen Auserwähltheit, dieser Petrus wird nun auf das übelste beschimpft, weil jener diese Art der Selbstaufopferung, sehenden Auges ins Schwert zu schreiten, als unstatthaft bezeichnet! 

Jesus fährt Petrus an, was Erleichterung aus der Daueranspannung verschafft:
 
"Weg mit dir, Satan, geh mir aus den Augen! Du willst mich zu Fall bringen; denn du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen." 
 
Jesus hätte sich wohl fragen dürfen, dass, wenn Petrus Satan sei, er, Jesus, möglicherweise, wie zuvor von Petrus behauptet, möglicherweise doch nicht Gott, denn Satan ist schließlich der größte Lügner überhaupt!
 
Wer aber das Ausmaß innerer Spannungen kennt, unter der Menschen mit ausgeprägtem Borderline-Syndrom stehen, den wundert nicht, dass Jesus nicht auf diesen Gedanken kam sondern es in ihm wie mit Trompeten erschallte:

Auf nach Jerusalem!