Montag, 19. März 2018

Ewige Wiederkunft des Gleichen!?

Nietzsche sah es als philosophisch erhebend an, da er Gott für tot erklärt, für die Ewigkeit des Seins ewige Wiederkehr des Gleichen anzunehmen. (Voraussetzung war, dass das Sein weder "mehr" noch "weniger" würde, was hier für die gestellte Frage als gegeben angenommen werden soll.)

Nietzsche entzückte sich über den zunächst öde anmutenden Gedanken, dass alles sich ewig wiederholt, selbst der Grashalm auf der Wiese, vom Wind nach rechts und links gebogen, die kleine Ameise, die hinaufgeklettert herunterfällt. Sie würden  unendlich wieder und wieder gebogen, klettern und fallen: in alle Ewigkeit! Selbst Nietzsches Schwester, die ihn in Verzweiflung treiben konnte, würde wiedergeboren werden und ihm seine Nerven rauben.

Nietzsche aber war ergriffen und schrieb: 

"...der Ewige-Wiederkunfts-Gedanke, diese höchste Formel der Bejahung, die überhaupt erreicht werden kann –, gehört in den August des Jahres 1881: er ist auf ein Blatt hingeworfen, mit der Unterschrift: ‚6000 Fuss jenseits von Mensch und Zeit.‘"!

Für Nietzsche bedeutete die ewige Wiederkunft, nachdem man die Depression, die ein solcher Gedanke auch auslösen musste, überwunden, Lebensbejahung, brausender Jubel, denn angesichts solcherart Lebensperspektive tötete sich Mensch, der den Gedanken begriffen, oder zöge Konsequenzen: Ja zum Leben, zerschmettert die falschen Werte-Tafeln, liebt, berauscht euch, führt Kriege oder werdet zu Heiligen aber lebt, lebt intensiv, so wie ihr zu leben vermögt, allein darum lohnt es sich zu leben, denn alles andere ist Ödnis, elendiger Verfall in Ewigkeit.

Werdet Helden, sterbt den Heldentod oder sterbt im Rausch des Glücks, verachtend alle Wüsten der Seele! 

Allerdings gibt es keine ewige Wiederkunft des Gleichen!

Nietzsche hätte das wissen können, aber es ist es verständlich, er auf dem Gipfel dieses Denkens und Fühlens zwei Gedanken nicht zu erfassen.

Der eine Gedanke ist: Es ist prinzipiell ausgeschlossen zu erfahren oder zu erkennen, dass sich das Universum "wiederholt", denn dazu dürfte ich nicht Teil des Universums sein. Wenn ich es könnte, die Wiederkunft des Gleichen erfassen, müsste ich zählen, wenn ich aber Wiederholungen zähle, hat sich das Universum nicht vollständig identisch wiederholt, einmal ist es Universum x, beim nächsten Mal Universum x+1!

Aber auch wenn wir darauf verzichten zu zählen und nur allgemein festhalten, dass sich das Universum in alle Ewigkeit wiederholen wird, so bedeutete die ewige Wiederkunft des Gleichen, alle Möglichkeiten zuzulassen, allein nicht die Verwirklichung Gottes.

Alles sei möglich in der Ewigkeit, allein Gottes zu verwirklichen nicht?

Für die Ewigkeit dürfen wir keine Möglichkeit ausschließen, darum ist es falsch, auszuschließen, dass Gott verwirlicht werden wird!

Dennoch schätze ich Mut und Kraft Nietzsches, Gedanken zu denken, die ihn in seine "azurne Einsamkeit" trieben, wie er es einmal nannte, letztlich auch in den Wahnsinn. Seine Idee der ewigen Wiederkehr ist falsch aber wichtig, um zu verstehen, was Ewigkeit bedeutet und welche Schlussfolgerungen daraus zu ziehen sind. 

Noch einmal Nietzsche:

Die Krähen schrei’n
Und ziehen schwirren Flugs zur Stadt:
Bald wird es schnei’n -
Wohl dem, der jetzt noch — Heimat hat!
...
Die Welt — ein Tor
Zu tausend Wüsten stumm und kalt!
Wer das verlor,
Was du verlorst, macht nirgends Halt.

Nun stehst du bleich,
Zur Winter-Wanderschaft verflucht,
Dem Rauche gleich,
Der stets nach kältern Himmeln sucht.
....
Versteck, du Narr,
Dein blutend Herz in Eis und Hohn!
....
Die Krähen schrei’n
Und ziehen schwirren Flugs zur Stadt:
Bald wird es schnei’n,
Weh dem, der keine Heimat hat!