Mittwoch, 21. September 2011

Offener Brief an den Präsidenten der EZB, Herrn Trichet!

Herr Trichet und das Eurosymbol im Hintergrund!
Sehr geehrter Herr Trichet!

Artikel 123 AEUV verbietet die Finanzierung der Staatshaushalte durch die Europäische Zentralbank. Weder sind Kredite erlaubt an Mitgliedstaaten, noch der Erwerb von Staatsanleihen.
Indem Ihr Institut nun wiederholt Schuldtitel von Staaten nicht direkt, sondern über den Kapitalmarkt erwirbt, verstoßen Sie gegen das wohl begründete Verbot der Staatsschuldenfinanzierung, das einzuhalten Ihre Pflicht!

Herr Trichet, Sie verstoßen gegen geltendes Recht und untergraben den Wert unserer Währung!

Sie kaufen Schuldtitel, die anders keinen Käufer zum angebotenen Preis fänden, Sie tun etwas, wovon man allen Bürgern bei Einführung des Euro in heiligen Schwüren versprach, dass genau das nicht geschähe.

Wer in so herausragender Position wie Sie öffentlich Verbote umgeht und damit eine Lawine in Gang setzt – wie bitte wollen Sie begründen, dass nun auch alle anderen Staaten des Euroraums von Ihnen verlangen könnten, gleichfalls finanziell gestützt zu werden – hat sich unglaubwürdig gemacht: eine Todsünde für den Chef einer Zentralbank.

Ich möchte Sie daran erinnern, dass es auch Menschen mit geringem Einkommen gibt, die sich um Ihre Miete Sorgen machen, die sich Sorgen machen, ob Ihre Rente ausreicht, die fassungslos feststellen, wie die Lebensmittelpreise steigen!

Der versprochene Wohlstand durch die Einführung des Euro ist angekommen bei den Kapitalbesitzern, die jahrelang Kredite vergaben an Staaten, die diese nun nicht zurückzahlen können!

Der versprochene Wohlstand durch den Euro bleibt aus für die, die nur wenig Geld zum Leben. Diese Menschen haben Angst, immer weiter ins Abseits gedrückt zu werden und selbst grundlegende Lebensbedürfnisse schon bald nicht mehr bezahlen zu können. 

Sie haben begonnen, Staaten zu finanzieren, obwohl doch offensichtlich und bewiesen, dass deren Verschuldung so groß, dass an eine ordnungsgemäße Rückzahlung nicht mehr zu denken ist!
Damit verstoßen Sie gegen geltendes Recht!

Ich hoffe, Sie haben Verständnis dafür, dass viele Bürger ein solches Verhalten als Betrug empfinden und so bewerten. 

Ich  bitte Sie daher,
unverzüglich zurückzutreten!

Mit freundlichen Grüßen

Gerhard Stenkamp

Erläuterung:
Artikel 123 (1) AEUV lautet:
„Überziehungs- oder andere Kreditfazilitäten bei der Europäischen Zentralbank oder den Zentralbanken der Mitgliedstaaten (im Folgenden als „nationale Zentralbanken“ bezeichnet) für Organe, Einrichtungen oder sonstige Stellen der Union, Zentralregierungen, regionale oder lokale Gebietskörperschaften oder andere öffentlich-rechtliche Körperschaften, sonstige Einrichtungen des öffentlichen Rechts oder öffentliche Unternehmen der Mitgliedstaaten sind ebenso verboten wie der unmittelbare Erwerb von Schuldtiteln von diesen durch die Europäische Zentralbank oder die nationalen Zentralbanken.“