Sonntag, 19. November 2023

365+, Folge 22: Aus dem Leben eines Philosophen

Die Villa Henckel in Potsdam, so wie sie sich dem Autor dieses Blogs am 7.6.2016 bei ausgezeichnetem Wetter darbot!


Zahlreiche Mitbürgerinnen und Mitbürger wünschen sich, dass alle Menschen nicht nur frei, sondern auch einer geregelten Arbeit nachgehen, also im besten Fall morgens zum Arbeitsplatz fahren, abends diesen wieder verlassen und den Weg zur heimischen Geborgenheit antreten, dort angekommen, mit Frau und Kindern dinieren und nach angemessener Phase der Erholung, 

die Philosophen unter uns, sich von der Chaiselongue erheben, um erneut an den Schreibtisch und dann dort,

die Ketten sprengen, 
die ihren Geist 
und den Geist der Menschheit 
noch immer gefangen halten.

Vielleicht ist diese Erwartung auch ein Grund dafür, 
warum es noch immer 
so viele Ketten gibt.


Samstag, 18. November 2023

Die Schuld am Niedergang der deutschen Wirtschaft sowie des Klimas!

 

screenshot, siehe hier


Der Wirtschafts- und Energieminister hat zu dem Problem, dass wir "gerade den Wohlstand verspielen", erklärt, er trage an dieser Entwicklung keine Schuld. Dieses Versagen werde er nicht auf seine Schultern, lastend wird legen lassen, sondern wenn Schuld, dann des Bundesverfassungsgerichtes, das zur Ansicht und Meinung gekommen, die Vermehrung von Geld verhindern zu müssen, Geldmehrproduktion also, die aber der Produktion in toto dienen solle und damit den ökonomischen Grundgesetzen folge: mehr Geld, mehr Produktion, mehr Kaufkraft, mehr Wohlstand! Stattdessen Behinderung der Produktion durch Behinderung von Kapitalvermehrung, Strangulation! Nicht deutlich mehr Geld für Mütter und Kinder, für Leistungsträger, für Arme und Obdachlose, schutzbedürftige Mitbürgerinnen, für den Krieg in der Ukraine, im Nahen Osten, für die Produktion von mehr Waffen, um Frieden zu schaffen und mittels der Energiewende, das Klima zu retten!

Herr Habeck hat im Jahre 2022 klargestellt, angesichts eines nationalen Notstandes sei es geboten, mehr Geld aufzunehmen. "Am Ende ist es nur Geld." Bedeutende Worte.

Alle, wirklich alle Staaten sind letztlich immer wieder auf dieses Geldproduktionsnaturgesetz bei ökonomischer Indikation zurückgekommen, denken wir an Robespierre und Danton, den Chef der deutschen Regierung von 1933 bis 1945, die amerikanischen Präsidenten der letzten Jahrzehnte und viele mehr,

und das Bundesverfassungsgericht glaubt tatsächlich, dem deutschen Wirtschaftsminister  Geldaufnahme von im aktuellen Fall gerade einmal 60 Milliarden untersagen zu dürfen?

Dann soll dieses Gericht bitte auch die Verantwortung für den Zusammenbruch der deutschen Wirtschaft übernehmen, der Wirtschaftsminister und der Autor dieses Blogs waschen ihre Hände in Unschuld.



Satire





Montag, 13. November 2023

365+, Folge 21, göttliche Offenbarung

Schon als junger Mann auf dem Gymnasium hat der Autor dieser Zeilen sich gefragt, wie es denn möglich sei, Stelle XY aus dem Heiligen Buch Z sei "unumstößlich wahr". Auf die vorsichtig formulierte Frage an Vertreter des Lehrerkollegiums war die Antwort: Es handele sich um "göttliche Offenbarung", die in Schrift gefasste Stimme Gottes. Daran zu zweifeln, ginge darum in Richtung Blasphemie, und damit war auch klar, dass offen geäußerte Zweifel dem Notendurchschnitt nicht förderlich.

Zweifel müssen aber keineswegs unmittelbar, laut und offen entwickelt werden, sie lassen sich zurückstellen, möglich, dass dem Autor in der Zwischenzeit selbst eine Offenbarung zuteil werden würde oder ein Zeichen, das nicht natürlich erklärbar und eine übernatürliche Ursache hätte. 

In seiner unmittelbaren Umgebung kam dies regelmäßig vor: Eine schwarze Katze läuft im November frühmorgens bei Nebel über die Straße, womit vorherbestimmt, dass im Laufe dieses Tages ein Unglück geschähe.

Bestimmte Kleidungsstücke brachten Glück und Zuversicht, wenn sie zu einer Prüfung getragen wurden.

Und vieles mehr.

Insgesamt aber verfehlten all diese Indizien für das Wirken einer übernatürlichen Macht oder Mächte ihren Eindruck auf den Autor insofern, als er schließlich davon überzeugt, dass es sich in all diesen Fällen, inklusive der Heiligen Schriften um Glauben handele, nicht um beweisbare Zusammenhänge. 

Wenn also am Tag mit der schwarzen Katze tatsächlich ein Unglück geschähe, so ist es nicht möglich, den Zusammenhang zu beweisen und auch nicht möglich den Zusammenhang zu widerlegen. Die Menschheit ist in sehr vielem auf Glauben angewiesen, der sich im Laufe der Zeit als sinnvoll und sinnstiftend herausstellt oder aber immer wieder erhebliche Kollisionen mit der Wirklichkeit erleidet oder sich als nicht zukunftsfähig herausstellt.

Eines der Hauptanliegen im Leben des Autors dieser Zeilen war und ist, einen Glauben zu erarbeiten, der zukunftsfähig, denn in den bisher entwickelten Religionen und Philosophien stellte er immer wieder starke Defizite der Erkenntnisqualität fest und unüberbrückbare Brüche mit der Realität, wie er sie wahrnimmt. 

365+, Folge 20, Glück

Schwebend zwischen Sternen
im gold`nen Meer der Seligkeit,
mit den Bäumen rauschen
in mondbeschien`er Sommernacht
und liebend zu umfangen,
was Schönheit ist,
begehrendes Erfüllen,
ich zu sein und Du
und Seele sein
selbst noch im Kleinsten!



Gegenwart: Heftige Gefechte in Marseille!

Vermutlich buddhistische Drogendealer lieferten sich in Marseille teils heftige Schießereien untereinander und mit der Polizei. „Wir sind in einem Kriegszustand“, sagte die zuständige Bezirksbürgermeisterin, die sozialistische Senatorin Samia Ghali.
 
Finden Sie den Fehler bitte nicht! 

Wer versucht, sich der Wahrheit zu nähern, muss mit Ausgrenzung und Schande rechnen.

Der Autor dieser Zeilen wurde, nachdem er ähnliches auch für Deutschland prognostiziert hatte, falls nicht viel entschlossener gegengesteuert werden würde, lauthals verspottet und verdächtigt.

Satire

Gedicht: Stille!

 In einem Augenblick
der Stille
ward sein Körper
sanfte Hülle,

verflüchtigt sich 
die Zeit,
berührt die Seele
Ewigkeit!

Doch kaum berührt,
fällt er
zurück.

Dann ist er 
wieder da!

365+, Folge 19: Bedingungsloses Grundeinkommen

Bedingungsloses Grundeinkommen ist wie ein Schlachtruf und Zauberwort zugleich: Sich dafür einsetzen, dafür kämpfen und die Welt wird ein gute werden!

Das bedingungslose Grundeinkommen wird aber nicht kommen, sich in der Menschheit nie durchsetzen. Warum nicht?

Weil die, die dafür arbeiten müssen, keine Lust haben, für Menschen zu arbeiten, die nicht arbeiten wollen. Die, die arbeiten, erwarten und verlangen mehr oder weniger, je nach Gesellschaftsvertrag, eine Gegenleistung: Besuch von Fortbildungen, gemeinnützige Arbeit, eifrige Suche nach einer Arbeitsstelle, Bescheidenheit im Auftreten und demütiges Verhalten gegenüber den Arbeitenden, das zur Not auch durch mehr oder weniger offene Verachtung erzwungen werden soll.

Menschen, die arbeiten, werden für Menschen, die nicht arbeiten, nur dann zu deren Unterhalt bereit sein, wenn sie sich selbst dabei nicht zu sehr benachteiligt fühlen, am besten überhaupt nicht.

Darum ist die Vorstellung eines bedingungslosen Grundeinkommens zu den sozialutopischen Ideen zu rechnen, die auf einer Fehleinschätzung der menschlichen Natur beruhen, und eine etwas andere Art des Opiums für das Volk.

Sonntag, 12. November 2023

Odysseus, Folge 1

 

Auftakt


Muse, Du Göttin der Künste
Tochter des Zeus,
Muse, singe uns von jenen Taten
des ideenreichen Odysseus,
der so weit geirrt,
nachdem Troia zerstört
und er es verließ.

Er sah die Städte so vieler Völker,
lernte sie kennen,
litt die Qualen des salzigen Meeres,
kämpfend um seiner Seele Heil
und seiner Kameraden.

Er scheiterte, 
rettete die Freunde nicht
trotz all seinem Mühen,
bereiteten sie doch 
selbst ihr Verderben:
Schlachten die Rinder
des Sonnengottes Hyperion:
Oh, verloren ward ihr, Kameraden!

Muse, Tochter des Zeus,
erzähle uns 
und singe,
beginne wo immer Du willst.

Die Nymphe Kalypso

All die, die den Krieg überlebten,
waren heimgekehrt,
hatten überwunden die Gefahren
des Krieges und Meeres.

Odysseus allein ward gehindert 
zurückzukehren zur Frau, der Geliebten:
Kalypso, die Nymphe,
hielt ihn in ihrer gewölbten Grotte
und wünschte sich, ihm zu vermählen.

Selbst als das Jahr anbrach, 
das die Götter bestimmt
zu seiner Heimkehr nach Ithaka,
gelang es ihm nicht sich loszulösen.

Mitleid ob solchen Loses
erfüllte die Götter,
Poseidon aber verfolgte ihn weiter
mit nicht enden wollender Bösartigkeit.

Aigisthos

Als Poseidon jedoch zu Besuch bei den Äthiopiern,
in jenem weit entfernten Teil der Welt,
deren eine Hälfte dort, wo die Sonne untergeht,
deren andere, wo sie sich erhebt,

hatte er angenommen ein Opfer
aus Stieren und Widdern
und saß dort, vom Fette triefend, 
sie zu verzehren.

Die übrigen Götter aber
hatten sich versammelt
im Palast des Olymps
und Zeus, Vater der Menschheit und Götter,

gedachte des hübschen Aigisthos,
den Orest, des Agamemnons Sohn,
getötet und mit Aigisthos im Sinn 
wandte er sich an die versammelten Unsterblichen :

"Wie erbärmlich ist es," rief er ihnen zu,
"dass die Menschen uns Götter anklagen,
uns sehen als die Ursache des Übels,
im dem sie hausen, wo es doch 
ihre Übertretungen sind, die sie ins Elend stürzen,
Elend, das nicht von uns Göttern bestimmtes Schicksal war.

Denkt an Aigisthos :
Es war nicht sein göttliches Schicksal, Agamemnons Frau zu verführen,
und ihn, Agamemnon, ihren Ehemann nach der Rückkehr vom glorreichem Kampf
zu morden, als dieser arglos sein Gewand wechselnd, den Rücken ihm zugewandt.

Er wusste: nichts als Desaster wäre die Folge,
denn wir hatten ihm Hermes gesandt,
den Götterboten, ihn zu warnen
und weder zu töten, noch zu verführen!

Denn Orest, das sagte ihm Hermes, 
würde den Vater, Agamemnon,
rächen, sobald erwachsen 
und es ihn zurück in die Heimat drängte.

Doch folgte Aigisthos nicht
dem göttlichen, freundlichen Rat
und zahlt nun den letzten und höchsten
Preis für sein sündiges Leben."

Die Rede der Göttin Athene

Athene, die Göttin der leuchtenden Augen,
antwortete Zeus: Du, unser Vater, Sohn des Kronos, König der Könige,
des Aigisthos Tod ist das, was er verdiente,
allen das gleiche Los, die so handeln wie er!

Doch das Elend des weisen Helden Odysseus
bedrückt mein Herz, so lang schon getrennt von den Seinen,
sich verzehrend vor Sehnsucht, weit weg auf einsamer Insel,
gefangen in gewölbter Grotte, umspült vom Meere.

Die Insel ist schön, bewaldet und
eine Göttin lebt dort, Tochter des arglistigen Atlas,
der die Tiefen der Seen kennt und trägt die Säulen des
Himmels.

Seine Tochter, die den Unglücklichen gefangen hält:
sie schmeichelt ihm, umsäuselt ihn
mit sanften überredenden Worten,
Tag für Tag,

und Odysseus, der alles geben würde,
nur den Rauch der Hütten seiner Heimat
zu sehen, bleibt nichts als sich zu wünschen
die Freiheit.

Doch dein olympisches Herz, oh Zeus,
bleibt ungerührt!

Sag mir: All die Opfer, denen Odysseus
sich unterwarf auf den Ebenen Troias
finden keine Gunst und Erbarmen bei Dir?
Warum zürnst Du Odysseus?

365+, Folge 18: Das größte Ereignis der Weltgeschichte

Laut Victor Hugo sei die Erfindung der Buchdruckerkunst das größte Ereignis der Weltgeschichte gewesen. 

Victor Hugo wurde 1802 in Besançon geboren, starb in Paris im Jahre 1885 und ist Autor von Les Misérables, ein monumentales Werk um einen entflohenen Galeerensträfling und das elendige Schicksal der damaligen Arbeiter.  Er veröffentlichte auch verschiedene Gedichtsammlungen wie Châtiments, Die Züchtigungen, im Jahre 1853 und Contemplations, Besinnliche Betrachtungen, drei Jahre nach den Züchtigungen

Mit Molière, Voltaire und Balzac zählt er zu den größten Sprachkünstlern der französischen Nation.

Der Autor dieser Zeilen nennt nun als größtes Ereignis, das, was wir gerade erleben: die Entwicklung der künstlichen Intelligenz, wobei ergänzt sei: Es wird sich nicht nur die künstliche Intelligenz in hohem Tempo entwickeln, sondern es werden sich zudem ein damit verbundenes Bewusstsein und artifizielle Emotionalität evoluieren. 

Zusammengefasst heißt der Autor sie: KI/KE. Ihre Entwicklung wird das mit Abstand größte Ereignis für lange Zeit der Weltgeschichte sein. 


Deutschland 2015 und 2023

2015:

Was bisher in der Weltgeschichte noch nicht gelungen, nämlich allen Menschen Frieden und Schutz zu bringen, Gesundheitsfürsorge und Bildung, Deutschland wird es leisten, denn wenn nicht wir, wer dann, erklärt die Bundeskanzlerin in rhetorischer Frage.

Jeder Mensch ist willkommen, der zu uns kommt, versichert die Bundeskanzlerin weiter, versichern die Parteien, versichern die Kirchen, die Zeitungen und Radiosender, die Fernsehsender, versichern die Mitwirkenden der Wohltätigkeitsgalas.

2023:

Der Bundeskanzler, Herr Scholz, denkt laut über Asylzentren in Albanien oder sonst wo nach, vielleicht Ruanda, wie Großbritannien das vor hat.

Es hat sich eine als rechtsextrem eingestufte Partei in den Umfragen bei über 20 % eingependelt. Diese rechtsextreme Partei ist als einzige größere gewählte Vertreterin des Willens des Souveräns, dem deutschen Volk, dafür, Frieden mit Russland zu schließen und war 2015 dafür, Asylzentren außerhalb Deutschlands zu errichten, woraufhin sie als rechtsextrem gebrandmarkt wurde, als fremdenfeindlich und islamfeindlich und beseelt vom Wunsch, die Demokratie abzuschaffen, weswegen es notwendig sein könne, diese Partei zu verbieten!

Meine Schlussfolgerung und Vorschlag: 

Lassen wir das doch bitte endlich mit diesen pauschalen Kategorisierungen in "rechts" und "links",

bitte!

Kurzgeschichte: Anastasiya

Den kurzen Weg zur Mensa fuhr er mit dem Fahrrad, wie meistens, auch wenn es nur wenige hundert Meter von der Bibliothek zu Fuß dorthin gewesen wären: Es war die innere Unruhe, dieses Gefühl, alles möglichst rasch zu erledigen, um einem Ziel näher zu kommen, das er aber gar nicht genau zu benennen gewusst hätte. Er wusste nur, dass er traurig war, und diese Traurigkeit fühlte er auf dem Fahrrad weniger. 

Er hatte ein Gedicht geschrieben mit dem Namen "Charybdis" und glaubte, dass es einen Durchbruch bedeuten würde für seine geistige Entwicklung, dass nach diesem Durchbruch Gedichte aus ihm zu fließen begännen, wie ein ausgetrockneter Bach nach langem Frühlingsregen sich wieder füllt mit klarem, fruchtbarem Wasser, allen und allem zur Freude.

Seit mehr als 10 Jahren erzielte er diese Durchbrüche, die sich aber bedauerlicherweise einige Tage später oder längstens Wochen später als Irrtümer erwiesen, eine neue Sackgasse hatte sich statt dessen ergeben, ein Hindernis aufgetan und er musste versuchen erneut einen Durchbruch zu erringen.   

Auf Dauer war das nicht nur nervlich erschöpfend, es desintegrierte ihn, erheblich, so, dass er zum Beispiel wieder anfing zu rauchen, obwohl er vor einigen Tagen erst seine letzte Zigarette geraucht hatte oder aber auch musste er sich berauschen, um die Kraft zu sammeln für einen erneuten Durchbruch.

"Dieses Hin und Her hat einen demoralisierenden Effekt", dachte er, es macht mich unattraktiv, um eine Frau für mich zu gewinnen, zumindest unattraktiv bei jenen, die ich begehre. Begehren, das war das richtige Wort, denn er begehrte viele Frauen nicht, schätzte sie, aber seine Gefühle blieben unaufgewühlt.  

Die Blätter der Platanen begannen sich herbstlich zu färben und bei jedem Windstoß taumelten sie vielfältig hinab im schwach gewordenen Licht des sonnigen Oktobertages. Als er die kleine Eingangstreppe in den Vorhof des Gebäudes hinabschritt, prallte er unerwartet und plötzlich auf das lächelnde, helle Gesicht Anastasiyas.

Sie war schon einige Zeit aus Barcelona zurück, er hatte sie aber bisher nicht getroffen, da ihr Geliebter mitgekommen war, den sie dort kennengelernt hatte.

Mit Glockenstimme, zumindest kam es ihm so vor, begrüßte sie ihn: "Hallo" und er antwortete auch mit "Hallo", aber heiser und er musste sich danach räuspern.

“Wie geht es Dir?” fragte sie weiter lächelnd, freundlich, offen.

“Gut, seit wann bist Du zurück?”, fragte er scheinheilig, denn er hatte nachgeforscht und wusste es, aber er war unsicher und nervös, ihm war nichts zwangloseres oder beeindruckenderes eingefallen.

Sie lächelte weiter offen und antwortete “Seit zehn Tagen”. 

“Hast du Lust, dass wir zusammen essen gehen oder hast du schon etwas anderes vor?” 

Das war gut, dachte er, sie sieht, dass ich sie nicht dränge, ich habe meine innere Fassung wiedergewonnen, sie sieht, dass ich ihr nicht böse bin, aber sie nach wie vor begehre. 

Anastasiya hatte ihn verlassen, für einen Mann, den sie in ihren Briefen als “unerotisch" beschrieben hatte, der zwar mit ihr in die Pyrenäen zum Wandern fahren wolle, der aber fast noch gar nicht braun sei, obwohl der Strand doch so einladend und in der Nähe. Er habe nur seine Arbeit im Kopf, da brauche er sich keine Sorgen zu machen, sie liebe ihn und freue sich sehr darauf, ihn wieder in ihre Arme nehmen zu können und mit ihm all das und noch mehr nachzuholen, was sie in diesem halben Jahr ihres Barcelona Aufenthaltes nicht hätten zusammen erleben können. Wie sehr sie sich darauf freue!

Nun stand sie vor ihm, machte aber das, was sie mit ihm eigentlich machen wollte, vermutlich mit diesem unerotischen, kaum gebräunten Mann, der offensichtlich außer seiner Arbeit doch zumindest ab und zu etwas anderes im Kopf hatte.

Für diesen Mann hatte Shana ihn verlassen und sie lächelte, während sich auf seiner Stirn kleine Schweißtropfen bildeten.

Aber auch sie schien berührt, ein leichter, rötlicher Schimmer lag auf ihrem Gesicht, es ähnelte ihrem Ausdruck, wenn sie Liebe gemacht hatten, vermutlich aber war das von ihm eine Überinterpretation, sie wurde leicht rot, was ihr etwas Schamhaftes verlieh, was sie umso anziehender und unwiderstehlich machte, wenn sie die Scham fallen ließ.

"Anastasiya, ich will dich, will dich, will dich", dachte er und sagte: “Lass uns zusammen etwas essen gehen.”

“Wie geht es Deinem Amoroso?”, versuchte er zu scherzen, etwas plump, aber es stimmte doch, dieser unerotisch-erotische Neu-Favorit.

“Er hat sich endlich den Schnäuzer abrasieren lassen”, (sie beginnt ihn also nach ihren Vorstellungen zu gestalten, denkt er) “und gestern waren wir zusammen einkaufen, er kleidet sich jetzt modern und sportlich.” Aha, Kleidung hat durchaus sehr viel mit persönlicher Ausstrahlung und Erotik zu tun, gut, ich verstehe es sogar, dachte er weiter. 

“Ich werde jetzt einen Gedichtband veröffentlichen.” Er wollte ihr von seinem Durchbruch erzählen und fühlte sich durch das seiner Meinung nach sehr gelungene Gedicht "Charybdis" dazu ermutigt.

“Tatsächlich? Wieviel Gedichte sollen darin erscheinen?”

“Sechzig bis achtzig” antwortete er, begann aber erneut zu schwitzen.

“Gut, nicht zu viel, das wäre auch nicht gut!”

War das jetzt Spott, Ironie, glaubte sie nicht, dass er nach den vielen Jahren des inneren und letztlich äußeren Kampfes den Durchbruch, diesmal tatsächlich, erzielt hatte, dass jetzt vieles, sehr vieles anders werden würde, er wahrscheinlich Lesungen geben würde?

Erneut ihr offenes Lächeln, kein Hohn, kein Spott, nur der Wunsch, es möchte endlich besser mit ihm werden, Hoffnung für ihn, dass etwas eingetreten sei, zwar spät - zu spät, um sie zurückzugewinnen - aber etwas, das sie ihm aus verbliebener, gereifter Liebe von ganzem Herzen wünschte.

Gedichte seien keine leichte Kost, fuhr sie freundlich fort, einen Gedichtband könne man ja nicht lesen wie einen Roman. Ob er ihr sein bisheriges Schaffen zeigen wolle.

"Selbstverständlich", bei einem nächsten Treffen würde er ihr ein vorläufiges Manuskript überreichen.

Ja, gerne würde sie sich mit ihm noch einmal treffen, am Freitag in einer Woche sei sie wieder da, sie könnte nach dem Seminar im Café "Die Lilie" sein.

Das rührte ihn, ein Gefühl tragisch schönen Schmerzes begann in ihm aufzusteigen. 

Nach dem Essen ging er mit ihr über gefallenes und gelb-rötlich gefärbtes Laub der Platanenallee, hinauf zum kleinen Rasenhügel, den Blick auf die sich senkende Sonne, deren Licht die Ränder grauer Wolken hell und glänzend erscheinen ließ. “Ein Bild wie ein Symbol für meine Seele” sagte er mit einer Mischung aus Wehmut und Selbstmitleid. Sie antwortete nicht, sondern schob ihren Arm unter den seinen und schmiegte sich leicht an ihn.

Er brachte sie zur Straßenbahnhaltestelle, wollte sich von ihr verabschieden, doch bittet sie ihn mitzukommen, sie bis zum Bahnhof zu begleiten.

Auf einer Bank für zwei setzen sie sich nebeneinander, sie ergreift erneut seinen Arm, hakt sich unter und schmiegt ihre Wange an seine Schulter, sagt aber nichts.

Er ist unsicher, ob er etwas sagen soll, doch wozu, denkt er und lässt sich gleiten, er will nur fühlen, dass sie jetzt wieder für eine kurze Zeit neben ihm ist, sich an ihn schmiegt, drückt ab und zu ihren Arm und sie schmiegt sich ab und zu etwas stärker an, bis sie am Bahnhof ankommen.

Beim Aussteigen fühlt er Glück und Beklemmung, weiter schweigend gehen sie zum Bahnsteig, ihr Zug rollt ein, Lautsprecher scheppern, Menschen wimmeln um sie herum, Tauben flattern auf, sie stehen einander gegenüber, schauen sich in die Augen, er ist wieder traurig und wahrscheinlich kann sie es an ihm sehen.

Er sagt dann: "Du musst einsteigen", sie lächelt wieder, und er sagt, "Wenn Du mich so anlächelst, bekomme ich den Wunsch, Dich zu küssen."

Da überfliegt tiefes Rot ihr Gesicht und sie antwortet: "Wenn Du mich küsst, weiß ich nicht, was mit mir geschieht".

Ein Pfiff, der letzte Aufruf einzusteigen, "Du musst jetzt einsteigen" sagt er. Sie hebt die Arme: "Komm, schnell, umarme mich", er umfasst sie, drückt sie und spürt ihre Brust, sie presst sich an ihn, er spürt ihre Hüften, sie sucht mit ihrem Mund seinen Hals, küsst die Haut.

Der Schaffner steht in der Tür des Wagons, sie läuft los, lässt ihn aber nicht los, reißt ihn mit, steigt ein und zieht ihn auch hinein, geht rasch, sucht ein Abteil für sie allein und zieht die Vorhänge zu.

Samstag, 11. November 2023

365+ Folge 17: Anmerkung zu den 10 Geboten

Alles Göttliche ist menschlich,
alles menschliche ist vergänglich
und der Erosion des Irrtums 
ausgesetzt.

Darum kann es keine auf ewig geltende
Verhaltensnormen geben,
auch die 10 Gebote
nicht!

Exkurs: Am Rande des Abgrunds!

Quelle: hier!



Wer an der tiefen Schlucht
des Lebens,
weil er jenseits der Schlucht
Besseres und Schöneres
erhofft,

der muss in den Abgrund,
darf nicht zurück,
wo keine Schlucht
aber auch 
kein Sternen-Himmel,

sondern muss hinab
und vom Grund
hinauf
zu neuem Sonnen-Himmel!

Wieder und wieder!

Immer
wieder!

365+: Folge 16: Von der Reinheit

Einem Philosophen vorzuwerfen, es sei nicht ganz rein bei ihm im Hause,
ist Unsinn,
denn der Philosoph weiß natürlich um
und handelt nach dem Prinzip:

Ein Immunsystem das arbeitslos,
sucht sich ein neues Betätigungsfeld:

die Allergie!

Beweis: siehe hier:

"Die Reinigung der Rasse. – Es gibt wahrscheinlich keine reinen, sondern nur reingewordene Rassen, und diese in großer Seltenheit. Das Gewöhnliche sind die gekreuzten Rassen, bei denen sich immer, neben der Disharmonie von Körperformen (zum Beispiel wenn Auge und Mund nicht zueinander stimmen), auch Disharmonien der Gewohnheiten und Wertbegriffe finden müssen. (Livingstone hörte jemand sagen: »Gott schuf weiße und schwarze Menschen, der Teufel aber schuf die Halbrassen.«) Gekreuzte Rassen sind stets zugleich auch gekreuzte Kulturen, gekreuzte Moralitäten: sie sind meistens böser, grausamer, unruhiger. ... Endlich aber, wenn der Prozeß der Reinigung gelungen ist, steht alle jene Kraft, die früher bei dem Kampfe der disharmonischen Eigenschaften daraufging, dem gesamten Organismus zu Gebote: weshalb reingewordene Rassen immer auch stärker und schöner geworden sind. – Die Griechen geben uns das Muster einer reingewordenen Rasse und Kultur: und hoffentlich gelingt einmal auch eine reine europäische Rasse und Kultur."

Das ist, Herr Nietzsche, um es einmal in ihrer Art und Weise zu qualifizieren, philosophisches Geschwafel und handelte es sich um eine Legierung des Geistes, noch blechern dazu, blechernes Geschwafel, das der friedlichen Kooperation von Menschen, um gemeinsam ein höheres Ziel zu erreichen, nicht dienlich.

Selbst im Kampf um die besten Eintöpfe richten solche Betrachtungen weit mehr Schaden an, als die Menschen geistig gesund zu nähren.  

Zitat aus Friedrich Nietzsche, "Morgenröte", Viertes Buch, 272: Die Reinigung der Rasse,

Quelle: hier

365+: Folge 15: Wissenschaft und Glaube

 Novalis merkte zu dem Thema an:

"Wissenschaft ist die eine Hälfte, 
Glauben ist die andere."

Dem sei hinzugefügt:

Wissenschaft ist die untere Hälfte,
Glauben die obere!

365+: Folge 14: Das oberste Ziel, die Fortpflanzung

 Zwei Möglichkeiten der Fortpflanzung sind dem Menschen hauptsächlich gegeben:

Die Fortpflanzung des Leibes
und 
die Fortpflanzung des 
Geistes.

Die Fortpflanzung 
revolutionären Geistes 
sollte dabei
an Bedeutung 
gewinnen!

365+, Folge 13: Zwangseinweisung in die Psychiatrie

Wenn ein Mensch sich verhalten würde in der Qualität und Weise, 
wie die Menschheit es als Ganzes tut,

wäre eine Zwangseinweisung in die Psychiatrie
überfällig,

wegen Eigen- und 
Fremdgefährdung! 

Exkurs: Die schöne Seele

 Schön bist Du,
Dein Körper,
doch was ist
ein Körper
ohne
schöne Seele?

Darum geh
hinaus,
in Sturm und
Regen,
in Wüstenödnis,
lass Deinen Körper sinken
in Morast,

bis Du findest
Schönheit
für 
Deine Seele!

365+, Folge 12: Freiheit und Gott

Freiheit und der Glaube an Gott sind ein Widerspruch in sich, zwei gefährliche Illusionen, Sirenengesänge, um den Menschen Zaumzeug an- und den Sattel aufzulegen, damit die Menschen ihr Leben fristen, den Pferden gleich und Eseln, im Dienste 

von Reiterinnen

und 
Reitern!
 


365+, Folge 11: Bedingung für vollkommenes Glück

Das Glück, das wir jetzt erfahren und kennen, 
ist ein Abglanz des zukünftigen, 
des vollkommenen Glücks,
das einst sein wird.

Wir alle aber müssen 
es uns erarbeiten
und

erleiden!

Donnerstag, 9. November 2023

365+, Folge 10: Cogito, ergo sum!

Einer der berühmtesten Sätze der Philosophiegeschichte lautet: "Cogito ergo sum", "Ich denke, also bin ich" von René Descartes, dem französischen Philosophen, dem ein erheblicher Anteil an der Begründung des philosophischen Rationalismus zugesprochen wird.

Ich erlaube mir allerdings, diesen Satz abzuwandeln in: "Ich bin, also bin ich", denn ich bin ja auch, sofern ich nicht denke. 

Das "Cogito" der Prämisse - des vorausgeschickten Satzes also - genießt in der Beweisführung, dass jemand sei, keinerlei Exklusivität. Ich laufe, also bin ich, ist unter philosophisch-publizistischen Aspekten wenig spektakulär, aber auch richtig.

Exzitatorisch dagegen der Buchtitel: "Wer bin ich - und wenn ja, wie viele?", des deutschen Philosophen Richard David Precht: logische Makulatur, philosophisch-publizistisch eine wirkungsvolle Kapriole.  

365+, Folge 9: Narzissmus und Zufriedenheit

Eine erfahrene Therapeutin - oder war es ein Therapeut, ich weiß es nicht mehr, ich las es. ohne mir den Namen zu merken, den Inhalt aber sehr wohl - sagte also:

"Einen Narzissten zu bewundern oder besonders herauszustellen, ist wie einem alkoholkranken Menschen eine größere Menge Alkohol in seinem Mittagessen zu servieren: in der Sauce, dem Nachtisch und dazu ein Tee verfeinert mit Rum", so dem Inhalte nach waren die erfahrenen Worte.

Und das Verhängnis nimmt seinen Lauf: Das muss nicht geschehen, kann aber geschehen.

Einem Narzissten wohlbegründete Kritik zu servieren, kann dieser aber oftmals nur schlecht verdauen: Er ist verletzt und Verletzung bleibt Verletzung, wenn auch bedingt in der Persönlichkeitsausprägung, und sinnt auf Rache. Erneut nimmt ein Verhängnis seinen Lauf. 

Am besten ist die ehrliche Zufriedenheit mit dem eigenen Hervorbringen und Erringen. Nicht aber die autosuggestiv herbeigeredete Zufriedenheit!

Die autosuggestive Selbstzufriedenheit kann sich einstellen, wenn man um etwas sehr gerungen, schwer gelitten, denn dann braucht man das Gelingen, wagt es nicht mehr, sich kritisch zu sehen, Erschöpfung droht zur Verzweiflung zu werden und tiefen Niedergeschlagenheit.

Welcher Leser ahnt, welcher Betrachter oder Hörer wissen um die Qualen der Schöpfung von Künstlern und Philosophen?

Vor meinen Augen habe ich immer wieder Nietzsche, der so oft in die Irre ging aber der war, für mich, der die Ewigkeit - die Ewigkeit - am besten verstanden hat.

Zufrieden war er nie mit seinem Werk, gelegentlich hochgestimmt, dann überstimmt, bis zum Zusammenbruch. 

Ich erwähne es nur en passant: ich musste Jahrzehnte danach suchen bis ich annähernd das gefunden und entwickelt und ausdrücken konnte, was in mir ("en passant" erklärt "The Big Greek" in diesem Video etwa ab Minute 7)


365+, Folge 8: Vorbereitung auf den eigenen Tod

Auf den eigenen Tod
vorbereitet sein,
gut vorbereitet sein,
macht vieles leichter im

Leben!

365+, Folge 7: Unumstössliche Gewissheit

Der Glauben kann nie zur 
unumstößlichen Gewissheit werden.

Sollte dies von einem Glaubenden 
behauptet werden,
liegt eine Selbsttäuschung vor

und Vorsicht ist geboten!


Dienstag, 7. November 2023

Der Autor

Berlin Friedrichshain, Rigaer Strasse

 

Sonntag, 5. November 2023

365+, Folge 6: Über die Hölle

Die Existenz der Hölle zu lehren, gleichgültig ob an Erwachsene oder Kinder, ist Psychoterror und Hate-Speech! 

Mit der vermeintlichen Existenz einer Hölle sollen Menschen so unter Druck gesetzt werden, dass sie einen bestimmten Glauben annehmen, sich Verhaltensanweisungen fügen, ohne sich zu wehren oder zu widersprechen sondern aus Angst, aufgrund von psychischem Terror.

Ich bin für vollumfängliche Toleranz gegenüber allen Religionen, aber Religionen, die die Existenz einer Hölle lehren, sind menschenfeindlich und verstoßen fundamental gegen die Menschenrechte, nach denen die Würde eines jeden Menschen unantastbar sein soll.

Wie sollte die Würde eines Menschen auch nur im Ansatz bewahrt werden können, wenn er befürchten soll, unendlich und auf ewig in einem Höllenkeller gehäutet, dann ausgeweidet und verbrannt und nach kurzer Verschnaufpause sowie Wiederinstandsetzung des Leibes alles noch einmal - falls er nicht entkommen ist - bis in alle Ewigkeit?

Qua Definition können Religionen, die derartiges lehren, weder freiheitlich sein noch friedliebend. Die ungestörte Religionsausübung muss in dieser Hinsicht genauer gefasst werden, damit sie nicht in direktem Widerspruch zu Artikel 4 Absatz 1 des Grundgesetzes gerät, wo es heißt: "Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen Bekenntnisses sind unverletzlich."

Das Grundgesetz darf nicht ein Instrument der Unterdrückung und Freiheitsberaubung werden, denn damit würde es sich selbst widerlegen und unwirksam machen. Es wird immer Interessenkonflikte und offene Fragen der Werte sowie deren Auslegung geben, bei der Frage, ob eine "Hölle" existiert, muss aber gelten: 

  • Die Hölle existiert nicht!
  • Jede öffentliche Lehre von einer Hölle im Rahmen einer Religion muss mit Strafe geahndet werden und mit weiteren begleitenden Maßnahmen gesetzlich unterbunden.  
Es lebe die Freiheit!

Es lebe der Himmel, der früher oder später allen Seelen offensteht!


365+, Folge 5

Krieg und das Klima retten!

Wir können den Frieden heute nicht retten,

aber das Klima wollen wir retten?

Es bleibt nur diese Schlussfolgerung:

Die Menschheit hat die Tendenz,

ihre Intelligenz weit zu überschätzen.

Samstag, 4. November 2023

365+, Folge 4

Erlösung und Erhabenheit!

Es gibt keine Erlösung im irdischen Leben,

aber es gibt Momente, da fühle ich mich mehr 

als nur beschwingt,

spricht 

das Erhabene,

erhebt mich,

für Momente  und Minuten.


Wichtig ist dann,

wieder hinabzugleiten,

nicht zu fallen,

und sich zu sagen, es gibt

keine Erlösung in diesem Leben,

aber es gibt gelegentlich

Erhabenheit und diese Momente

tiefen Glücks.


365+, Folge 3

Verzweifeln am Leben!

Wir besitzen die Wahrheit nicht,

wir können ihr nur näher kommen.

Aber ist die Wahrheit nicht zum Verzweifeln?

Die Wahrheit ist,

dass Leben immer wieder entsteht und entstehen wird.

Leben, das dauerhaft verzweifelt,

wird untergehen.

Daraus folgt:

Es wird Leben entstehen, das nicht mehr 

verzweifelt!

365+, Folge 2

Mehr Freiheit für Frauen,

mehr Gerechtigkeit für Frauen

wird nicht durch

eine Verstümmelung der Sprache erreicht,

sondern durch die Freiheit des Glaubens,

Freiheit der Kopfbedeckung,

Freiheit den Partner oder die Partnerin

frei wählen zu dürfen,

Freiheit, sich vom Partner trennen zu dürfen,

ohne dafür verprügelt zu werden oder ermordet,

Freiheit in der Öffentlichkeit nicht belästigt zu werden,

Freiheit im Privaten nicht bezwungen und nicht gezwungen zu werden.


Mir scheint aber, dass vielen Aktivist/*Innen die 

Verstümmelung der Sprache inzwischen wichtiger geworden,

als für die Befreiung der Frauen zu kämpfen.


Wie so oft in der Geschichte der Menschheit

führt der Kampf für die Freiheit

in eine neue Sklaverei

und legt uns deren Ketten an.

Donnerstag, 2. November 2023

365+, Folge 1

Wahrhaftigkeit 

Als mein Vater mich als Kind einmal zu sich bat und vor mir sitzend, sozusagen auf Augenhöhe, freundlich fragte, ob ich derjenige gewesen sei, der aus der Flasche mit "Korn", einem klaren Schnaps, getrunken hätte, sah ich mich gezwungen, es ist mir bis heute ziemlich deutlich bewusst, zu lügen. Nicht zum ersten Mal, nehme ich an, aber dieses Mal sehe ich noch und fühle es noch innerlich. Ich antwortete beklommen, nein, das sei ich nicht gewesen.

Daraufhin forderte mein Vater mich auf, die linke Hand zu heben und ihm den kleinen Finger entgegenzustrecken, er würde überprüfen, ob ich die Wahrheit sagte. Nachdem er mit seiner starken, vom Arbeiten etwas rauen Hand meinen kleinen Finger eine Weile umfasst hatte, die Mutter im Hintergrund, bügelnd aber andächtig auf die Auswertung wartend, teilte er mir mit:

Die Überprüfung habe ergeben, dass ich gelogen hätte. Mir war nicht klar, wie er das herausgefunden hatte, aber es entsprach den Tatsachen. Ich musste zusagen, in Zukunft nicht mehr aus jener Flasche zu trinken, woran ich mich mehr oder weniger bis zu meinem verspäteten Pubertätseintritt hielt.

Aus Gesprächen mit meinen Mitmenschen erfuhr ich allerdings immer wieder, dass ich nicht der einzige, der gegen das Gebot: "Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten" verstieß. 

Alle lügen, mehr oder weniger häufig und mehr oder weniger gut.

In einem Punkt aber bin ich wahrhaftig, war ich und bleibe ich es: 

Mein Glaube an den Sinn des Lebens und des Seins darf nicht nachgeplappert sein, darf nicht von anderen mir eingeredet sein, darf nicht belanglos sein, den ich angenommen habe, um es mir möglichst einfach zu machen und weil ich so am wenigsten Anstoß errege.

Meine Glaubensüberzeugung musste und muss wahrhaftig sein.

Darum habe ich wieder und wieder und wieder nach ihr gesucht, einen hohen Preis im bisherigen Leben gezahlt, aber ich habe weiter gesucht, oft verzweifelt und aus einer anderen Flasche trinkend, oft aufgegeben und dann doch weiter gesucht, 

ich habe gesucht, 

bis ich sie gefunden! 

365+, Vorwort

 365+ steht für:

365

kurze

und auch 

längere 

Aphorismen

sowie gelegentlich eingestreute Exkurse:

  • Gedichte von mir 
  • Mythen und Märchen, nacherzählt und interpretiert, wie Schneewittchen, Narziss und Echo, Rapunzel
  • Adaptionen und Interpretationen von "Die Verwandlung", "In der Strafkolonie" von Franz Kafka und ähnlichem
Meine Qualifikation für dieses Projekt:

Das Leben! Das Leben ist der beste Lehrmeister, den es gibt.

Ziel: 

Unterhalten. Alles, was darüber hinausgeht, ist Bonus.

Gendern:

Sollte diese Reihe auch von Frauen zu lesen beabsichtigt werden, so weise ich vorsorglich darauf hin: Ich gendere nicht, da ich es für rassistisch halte. Es erschwert aus meiner Sicht Menschen, die zu uns kommen, unnötig das Erlernen der deutschen Sprache.

Politische Ausrichtung: 

Ich bin weder links, noch rechts, erst recht kein Rechter oder Linker, da ich keine Schublade bin sondern ein Mensch.

Zeitplan:

Bis zur Sommersonnenwende 2024 sollen alle Aphorismen erschienen sein, da die nächsten Projekte schon geplant.