Sonntag, 8. Januar 2017

Gefunden und darüber nachgedacht!

"Ich lernte dann endlich meinen Ehemann kennen, er konnte mich so annehmen wie ich nunmal bin, auch vor der Therapie, aber da hatte ich schon längst selbst bemerkt, dass ich unbedingt Hilfe brauche, wenn ich jemals eine so enge Bindung wie eine Ehe eingehen wollte. Die Therapeutin gab uns nach 2 Jahren Therapie sozusagen ihren "Segen" zu dieser Ehe, sie fand, dass mein Zukünftiger nun sturmerprobt genug sei und das Zeug dazu hätte, Ehemann zu werden. Leider passierte nur 2 Jahre nach der Therapie ein sehr schwerer Schicksalsschlag in unserem kurzen Eheleben. Mein Mann erlitt einen sehr schweren, fast tödlichen Arbeitsunfall mit seinem LKW und kämpfte lange zwischen Leben und Tod. Ich bat Gott um Hilfe, war plötzlich wieder ganz allein und fühlte mich wie HIOB im alten Testament, ich verstand einfach nicht, warum Gott uns soviel Leid auferlegte, wofür, warum, weshalb? Sogar die Herkunftsfamilie meines Mannes wandte sich von mir/uns ab. Sie meinten, das Beste wäre für mich, die Scheidung einzureichen und meinen Mann in ein Pflegeheim abzugeben. Soviel Kaltschnäuzigkeit und Bosheit hatte ich nicht erwartet, ich musste nach langem Hin- und Her den Kontakt zu dieser Familie abbrechen, sie hätten mich nur weitergequält und unnütze Energie gekostet. Sogar meine Therapeutin, bei der ich nochmal in einer Einzelsitzung war, riet mir ab, meinen Mann mit seinen vielen Verletzungen und der Behinderung und dem kompletten Verlust der Sprache, alleine zuhause pflegen zu wollen. Sie befürchtete, dass meine Depressionen und die Borderline-Problematik erneut wieder aufbrechen können, wenn ich so massiven seelischen und körperlichen Belastungen auf Dauer ausgesetzt wäre. Sie hatte mit ihren Bedenken und Befürchtungen nicht ganz unrecht, es geht mir an manchen Tagen echt Scheisse und ich bin dann auch oft am Boden zerstört, weil ich die Last auf meinen Schultern spüre, aber ich teile sie mit Gott, sonst würde ich daran zerbrechen.  Heute wünsche ich mir Menschen, soziale Kontakte, die aufgrund der Pflege meines Mannes einfach zu kurz kommen. Mal sehen, was Gott mir so an die Seite stellt, oder auch nicht. Verlassen kann ich mich nur auf ihn und auf mich selber, das habe ich gelernt. Danke euch für´s Lesen und eure Geduld , es ist sehr viel Text, ich weiss."
Quelle!

Wieso betet jemand zu Gott um Hilfe, wenn dieser einem wie Hiob so großes Leid auferlegt hat?

Gott als Tyrann, Gott als Retter in der Not!

Das erinnert mich an das Verhältnis vieler Kinder zu ihren Eltern.

Eltern sind oft furchteinflössend, eine übergroße Macht, durch Bitten und Flehen können wir ihre Gunst zurückgewinnen.

Wenn das Bitten und Flehen nicht hilft, setzen krankhafte Prozesse ein depressiver Art, neurotischer Art, psychotischer Art und zwanghafter Art!

Indem man lernt, die Herkunft von Verhaltensmustern zu durchschauen und zugleich einen neuen, sicheren Halt und Grund für die Selbstintegration der Psyche zu finden, kann man alte Verhaltensmuster sprengen und neue, befriedigendere erlernen. Das braucht Zeit, aber vor allem: den sicheren Halt und Grund!

Für mich kann es allein der zu verwirklichende Gott sein, alles andere halte ich für tendenziell wahnhaft und eher falsch!

Die Annahme, es werde nie einen Gott geben, ist für mich widersinnig, denn wie kann ich es wissen, wenn ich selbst Gott sein müsste, um es zu wissen, die Aussage, ich weiss weder das eine noch das andere ist für mich motivations- und handlungslähmend und tendenziell hedonistisch, denn wer nicht weiss, um die Möglichkeit der Verwirklichung Gottes, sollte sich dennoch dem Streben danach nicht entziehen, zumindest in Teilen seines Handelns nicht!

Mein Rat im zitierten Fall wäre, Hilfe von aussen anzunehmen, die Pflege nicht alleine bewältigen zu wollen, sondern mit Unterstützung professioneller Pflege im Pflegeheim oder zu Hause, sich also nicht zu überfordern und Raum zu lassen für Erholung und weitere Interessen.

Das widerspricht NICHT dem Gefühl tiefer Liebe zu dem Ehepartner, vielmehr schafft es Raum, diese Liebe auf neue Art sogar noch weiter zu entfalten.

Ich bedaure, dass aus meiner Sicht ihr nicht gut geraten wird!

Ich befürchte, dass ein Rückschritt in der Bewältigung des Borderline-Syndroms mit der wahrscheinlich sehr impulsiv-emotionalen, extremen Entscheidung, die Pflege allein zu Hause bewältigen zu wollen, stattgefunden hat.