Mittwoch, 26. Dezember 2018

Claas Relotius und der Arzt von Stalingrad!

Klapperschlangen, Geier, Skorpione und Kojoten, aber nicht der nordamerikanische Steppenwolf sondern Menschenschlepper, die mittelamerikanische Migranten ausbeuten, anstiften, um Drogen in die USA zu schmuggeln, Frauen und Mädchen nicht selten vergewaltigen und wenn sie sterben am Wegesrand in zerfetzter Kleidung liegen lassen, so beginnt die letzte große Reportage des Claas Relotius, bevor er vom Olymp des deutschen Journalismus hinabgestoßen und seine journalistische Existenz für den Rest seines Lebens zerschmettert wurde.

Der Schaden, besonders für den "SPIEGEL" ist groß, aber man gelobt Besserung: "Sagen, was ist.", Rudolf Augstein, auf dem Titelblatt der Spiegelausgabe zum Weihnachtsfest. Mea culpa, mea maxima culpa, tiefe Zerknirschung und Reue, Beschwörungen der edelsten Grundsätze journalistischen Ehrenkodexes und dann frisch ins neue Jahr. 

Ich habe den "SPIEGEL" in einer persönlichen Diskussion, bei der es um die Vorkommnisse in Chemnitz ging, ein "Drecksblatt" genannt und wiederhole: Der "SPIEGEL", von mir einst hochgeschätzt, ist runtergekommen, "Schmierenjournalismus", Meinungsmache in plumper Form, abgeschmackt, arrogant und dümmlich ("Bento"): Class Relotius ist lediglich die Speerspitze dieser Exkrete gewesen, leicht zu durchschauen, gewiss aber kein genialer Betrüger denen, die gewillt, sich zu befreien von Vorurteilen und gegen den Strom zu schwimmen bereit.

Für einen großen Teil der Menschheit ist "Russia Today" das Propagandaorgan Putins par excellence. Ich sehe in RT ein wichtiges Gegengewicht zu CNN, BBC und weiterer westlicher Medien, schaue und lese also regelmäßig sowohl hier und dort und versuche ein ausgewogeneres Bild zu bekommen! Die Wahrheit werde auch ich so nicht erfahren, aber ich kann doch versuchen, mich ihr zu nähern und dazu gehört, verschiedene Quellen mit gegensätzlicher Ausrichtung zu nutzen und zu studieren.

Zu Relotius finde ich bei RT:

"Bevor die Nacht anbricht und ihr Dienst beginnt, an einem eisigen Frühjahrsabend in Kiew, kniet die Hoffnung der Ukraine vor brennenden Kerzen auf dem Maidan. Dimitri, ein junger Mann mit Vollbart und Gewichtheberschultern, und Valerya, eine junge Frau mit geflochtenen Haaren und Perlenohrringen, wie treue Kameraden sehen sie auf zu einem Altar für die Gefallenen, beten für deren Seelen und die Zukunft ihres Landes. Es ist ein Ritual wie vor einer Schlacht, sie bekreuzigen sich, schieben Schlagstock und Pistole unter ihre Jacken, dann skandieren sie den Kampfruf der Revolution: 'Ruhm der Ukraine! Ruhm den Helden!'" 

Zitiert aus der Reportage "Die Unbestechlichen", geschrieben 2016, zwei Jahre nach dem Maidan-Umsturz.    

Stilistisch könnte das aus Konsalik stammen, "Der Arzt von Stalingrad", allerdings sind in dem Roman die gewöhnlichen Deutschen aufrecht, ehrlich, kameradschaftlich, während die russischen Protagonisten regelmäßig problematisch: die schöne, zwischen Grausamkeit und Nymphomanie hin und her gerissene Ärztin Kasalinsskaja, der narzistische Universitätsarzt Pawlowitsch, Lagerleutnant Markow, der die Deutschen hasst, da seine ganze Familie im Krieg umgekommen bis hin zur russischen Küchengehilfin Bascha, die sich sowohl ideel wie praktisch zu ihrer Nymphomanie bekennt.

Konsalik kam an beim deutschen Publikum, das den gehobenen literarischen Stil meidet, Claas Relotius hat es ihm gleichgetan, der Unterschied aber ist: Konsalik war Romanautor, Relotius der Wahrheit verpflichteter Journalist. Das bedeutet: Erst die Wahrheit, unabhängig davon, ob spektakulär, langweilig, komplex oder trivial und dann erst die stilistischen Finessen, um einen Text zu polieren und gut lesbar zu machen.

Bei Claas Relotius ging der Text folgendermaßen weiter:

"Die Schreie ihrer Freunde und den Geruch der Leichen, nichts haben sie vergessen. Hier der alte Brunnen, an dem ein Vater mit Kind auf dem Arm erschossen wurde. Dort die zerstörte Mauer, vor der Dutzende zu Boden sanken, von Scharfschützen ermordet, von Armeepanzern überrollt."

RT schreibt dazu: auf dem Maidan habe es zu den Zeiten der gewaltsamen Auseinandersetzungen keine Kinder gegeben - logisch! Die Krise bahnte sich über Tage hinweg an. RT schreibt auch: Es gab niemanden, der von Armeepanzern überrollt wurde:

"... wir haben es noch einmal geprüft: In der namentlich geführten, bekannten Liste der Maidan-Opfer gibt es kein einziges Opfer, das von einem Panzer überrollt wurde."

Daneben ist es fast schon eine Nebensächlichkeit, wenn Relotius schreibt, Janukowitsch habe "wie ein Pharao in einem prunkvollen Palast, mit Treppengeländern und Badewannen aus purem Gold" gelebt. Aus luxuriöser Wohlstandsdekadenz wird das plastische Bild: Badewannen aus purem Gold! Wo sind sie denn hingekommen? Alle eingeschmolzen, keine Fotos?

Dies sind einige wenige Fakten bzw. Fakes, die zu überprüfen einer großen Dokumentationsabteilung wie der vom "SPIEGEL" sehr leicht hätte fallen müssen.

Aber man habe nichts gemerkt, statt dessen wurde Claas Relotius mit Preisen überhäuft, in etwa einer pro Jahr, ein junger Bursche, politisch noch grün hinter den Ohren, darf Stimmung machen gegen Russland, darf Risse zwischen den Nationen vertiefen, darf mit zündeln an der neuen Lust, Russland als unseren Feind auszumalen und dagegen zu rüsten.

Deutschland hat der damaligen Sowjetunion unermesslichen Schaden zugefügt, wieviel Millionen Menschen durch Deutsche abgeschlachtet wurden ist unbekannt.

Gehen wir von 65 Millionen Kriegstoten im 2. Weltkrieg aus, so stammten etwa 27 Millionen aus der Sowjetunion und etwa 13,5 Millionen aus China. Dass diese beiden Staaten entsprechende Konsequenzen für ihre Politik heute daraus gezogen haben, ist für mich sehr gut nachvollziehbar, dass der "Spiegel" Scharlatane und mittelmäßige Stilisten darauf ansetzt, indirekt gegen Russland zu hetzen, macht den "Spiegel" zu einem echten Drecksblatt!