Schnellerstrasse, Berlin, gegenüber Direktion der Bundespolizei |
Sehr geehrte Frau Piel, sehr geehrter Herr Schächter,
Ich wende mich an Sie als Intendantin des WDR, der momentan geschäftsführenden Anstalt der ARD, sowie als Intendant des ZDF!
Am 22.06.2011 erblickte ich gegenüber der Direktion der Bundespolizei Berlin, Schnellerstrasse, ein großflächiges Plakat mit der Aufschrift „JUNGS, WIR RÄCHEN EUCH!“, „Die FIFA Frauen-Weltmeisterschaft 2011“, „Live und unverschlüsselt bei ARD und ZDF. Dank ihrer Gebühren“.
Sollte bei der nächsten Europameisterschaft möglicherweise als Werbetext vorgeschlagen werden, „Mädchen, wir rächen Euch“ lässt sich eine Empörungswelle der Diskriminierungsbeauftragten Deutschlands lebendig vorstellen, ich wende mich aber aus anderem Grunde an Sie.
Das Wort „rächen“ im Zusammenhang mit einer internationalen Sportveranstaltung, bei der um Weltmeisterehren gekämpft, halte ich für deutlich sittenwidrig.
Der sportliche Wettkampfgeist dieser Veranstaltung, dessen Basis die Fairness, wird durch die Bekanntgabe eines sportlichen Rachefeldzuges der deutschen Frauenfußballmannschaft untergraben.
Der Vorbildcharakter für die Jugend geht verloren. Gerade Jugendliche sind für „Rachegedanken“ im Sport anfällig: Eine Schiedsrichterentscheidung wird als ungerecht empfunden, der Gegner setzt in unbeachteten Momenten unfaire Mittel ein, ARD und ZDF legitimieren öffentlich den Rachegedanken, schon kann es zur „Selbstjustiz“ kommen.
Rache ist Selbstjustiz, Selbstjustiz ist mit dem Ideal eines Rechtsstaates nicht vereinbar!
Ich bitte Sie daher, den Werbetext „JUNGS, WIR RÄCHEN EUCH“ so schnell wie möglich zurückzuziehen, auf die wahrscheinlich ironisch gemeinte Intention hinzuweisen und einen Appell zur Fairness an alle Mannschaften seitens ARD und ZDF zu richten!
Mit freundlichem Gruß
Gerhard Stenkamp