Dienstag, 25. Oktober 2011

The Prince of Darkness!

King Lear verzweifelt über Cordelias Tod, Künstler: James Barry,
London, Tate Gallery, Bildquelle, aufgerufen am 21. 10. 2011!

„Man denke an die Szene in der Hütte Lears, Edgars und des Narren, des wirklichen, des gespielten und des professionellen Wahnsinns, eine furchtbare Symphonie, in der die Menschheit, während die Erde von Gewittern bebt, ihr ganzes Leid auszuschreien scheint.„

Ein „tragischer Spott über jegliche Eschatologie, über den Himmel, der auf Erden kommen soll und über den Himmel nach dem Tod. Am Schluß … bleibt nur die blutige und leere Erde zurück.“ so August Wilhelm Schlegel und Jan Kott über Shakespeares King Lear!

King Lear, der in Cordelia nicht die seiner Töchter zu erkennen vermag, die ihn liebt, sondern die begünstigt, die ihn, den eigenen Vater, plündern und verachten, zahlt mehr in seinem Erdenleben „als daß er sündigte.“

Cordelia wird erhängt und er, der Vater, hält ihren Leichnam in den Armen und  schreit an die Welt hinaus:
„Heult, heult, heult, heult! O ihr seid all von Stein!
Hätt ich eur Aug und Zunge nur, mein Jammer
Sprengte des Himmels Wölbung! - Hin auf immer!“

King Lear bezahlt seinen Irrtum bitter. Er ließ sich blenden, umschmeicheln, betrügen und vermochte die echte Liebe nicht zu erkennen.
Der eitle Schein verwirrt seinen Geist und die Einsicht des Irrens bricht seine Seele:
„The prince of darkness is a gentleman.“  so Edgar.

Nur der Tod verspricht Erleichterung und Erlösung im Nichts!

Sein treuer Berater Kent spricht zu den in der Todesstunde des Königs  anwesenden:
„Der haßt ihn,
der auf die Folter dieser zähen Welt
ihn länger spannen will.“

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150 Jahre lang konnte man diese Version der Tragödie nicht ertragen und veränderte ihr Ende: Cordelia und Edgar erhalten das Königreich, um es zu neuem Glanz zu führen, während sich King Lear mit Gloucester und Kent in Frieden auf ihr Altenteil zurückziehen. Dadurch aber wurde das Stück lau und verlor seine Wahrhaftigkeit.

Hoffnung liegt in Gott!