Sonntag, 11. Januar 2015

Offener Brief an den Bundesverband der Zeitungsverleger

Sehr geehrter Herr Heinen!

Der "FAZ" entnahm ich, dass Sie in einem Aufruf der Zeitungsverleger "Eiferern die Stirn" bieten werden, "die im Namen von Religionen oder Ideologien pöbeln, Angst verbreiten und am Ende sogar morden".

Ich schlussfolgere daraus, dass Sie bisher davon ausgingen,  Journalisten "pöbelten" nicht und verbreiteten auf diese Weise keine Angst, um dann, nach ihrer Logik, möglicherweise sogar zu "morden", aus Notwehr, versteht sich!

Das ist falsch und ich möchte Ihnen ein typisches Beispiel anführen, das ich in der "Berliner Zeitung" fand. Dort kommentierte Herr Christian Bommarius auf Seite 8 am 9.Januar 2015 folgendermaßen (online bei der "fr-online" erschienen):

Herr Bommarius tritt für die Freiheit ein, nach Belieben "öffentlich Ja und Nein zu sagen", aber die AfD nutze die Opfer der Terroranschläge von Paris "als Helfershelfer ihrer menschenfeindlichen Ressentiments" und mache sie zu "Komplizen ihres Hasses"!

Herr Gauland habe "öffentliche Leichenschändung" betrieben, die inhaltliche Schnittmenge von Pegida und AfD entspringe Ihrem "Hass auf das andere, das Fremde", sie sei eine "Entdeckung von Paranoikern", ein "Schandmal der Demokratie", Pegida und AfD verbinde mit den Terrorakten von Paris der "Hass auf die Lügenpresse", ihre Anhänger seien "Menschenfeinde"!

Derartige Kommentare sind mittlerweile alltäglich und keine Ausnahme. Die Menschenwürde der attackierten Person wird in gleicher Weise angegriffen, wie man es den Kritisierten vorwirft. 

Eine große Mehrheit der Journalisten beschimpft tausende Mitbürger aufgrund ihrer politischen Ansichten, ohne sich mit deren Ansichten differenziert auseinander zu setzen, verbreitet damit zumindest Furcht, die Forderungen von Pegida und der AfD  weiter zu diskutieren, damit beide Bewegungen möglichst schnell wieder aus der bundesdeutschen Öffentlichkeit verschwinden. Ein eher nicht demokratisch und frei zu nennendes Vorgehen!

Derart wutentbrannte Kommentare über gelegentliche muslimische Hasspredigten, die es ja auch gibt, gelten dem Verband der Zeitungsverleger dagegen als verpönt und Hetze gegen den Islam, vermute ich.

Meine Frage an Sie, Herr Heinen: Müssen wir demnächst, da die Mehrheit der Journalisten mit Vehemenz bestimmte Formen der  Meinungsäußerung von Mitmenschen zu verdammen sucht, getreu Ihrem Denk- und Argumentationsschema, mit einem Pogrom durch aufgebrachte Journalisten rechnen, die als Rechtfertigung anführen, die Freiheit vor den "Menschenfeinden" der Pegida und AfD zu retten?

Über eine Antwort wäre ich dankbar!

Mit freundlichen Grüßen

Gerhard Stenkamp