Eines abends, die Kinder lagen im Bett, es war still und dunkel, sah er noch einmal den Film Pier Paolo Pasolinis „Il vangelo secondo Matteo“:
Nachdem Jesus den Versuchungen des Teufels widerstanden, kehrt er aus der Wüste zurück, erfüllt mit einer Mission, er verkündet: „Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe.“ Als er diese Szene im Film sah, verstand er plötzlich die moralische Unbedingtheit Jesu, dieses: Wenn dein Auge dich zum Bösen verführt, so reiß es heraus, wenn deine rechte Hand dich zum Bösen verführt, so hacke sie ab. Das Himmelreich schien Jesu nahe, vielleicht noch zu seinen Lebzeiten, sicher aber nicht mehr lange, bald würde es anbrechen und Jesus begriff sich als Verkünder dieser bald anbrechenden Zeit, musste sie verkünden, weil er zutiefst davon überzeugt, dass dem so sei und das Reich Gottes bevorstand. Bis zum Anbruch des Reiches Gottes galt es rein zu bleiben, unbedingt, rein von aller Sünde und sich vorzubereiten auf das ewige Leben im Angesicht des vollkommenen Gottes. Und da verstand er auch, was ihm Jesu Lehre bisher in ihrer Radikalität so unzugänglich gemacht hatte: Er glaubte nicht, dass das Himmelreich nahe sei, dass es schon bald anbrechen würde! Er glaubte das nicht und beschloss etwas anderes zu verkünden: „Gebt die Hoffnung nicht auf! Einst wird sein, in nicht vorstellbarer, ferner Zukunft wird sein, das Himmelreich!“ „Habt Anteil am Weg und öffnet eure Herzen für den unvorstellbaren Glanz der Zukunft, lasst uns kämpfen im Glauben und der Hoffnung für mehr Liebe, mehr Gerechtigkeit, für Schönheit und Glück.“ Es kam ihm vor wie ein Schlachtruf und ein Friedensruf zugleich!